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Jana Schmidt
Wusstest Du, dass immer mehr Hunde im Alter die Diagnose Demenz erhalten? Vielleicht teilst auch Du Dein Leben mit einer weisen Hundeseele? Oder aber Du möchtest eine junge Saftnase bis ins hohe Alter begleiten? Dann bist du hier genau richtig! Denn ich möchte dir erzählen, was ich mit meinem kleinen Jack Russell „Mädchen“ Jacky erlebt habe.
Denn ich glaube, dass meine Hündin Jacky (die leider am 16.06.2016 im Alter von fast 15 Jahren über die Regenbogenbrücke gehen musste) maßgeblich an meinem Faible für Hundesenioren beteiligt ist bzw. war. Auch wenn ich sie erst mit 11 Jahren übernommen habe, verbindet uns beide sehr viel. Ein kleines, agiles, charakterstarkes Hundemädchen, das mein Herz im Flug erobert hat. Wir waren viel gemeinsam unterwegs…Wanderungen, Hundeschule, Urlaube…die gemeinsame Zeit war einfach großartig und ans Altern war eigentlich erstmal nicht zu denken.
Doch irgendwas war an diesem einen Tag anders…eigentlich ist Autofahren für Jacky doch kein Problem…warum ist sie denn so unruhig und steht ständig auf? Sonst schläft sie doch auch immer oder schaut mir einfach zu. Hat sie Schmerzen? Muss sie vielleicht doch noch ein Geschäftchen erledigen? Fühlt sie sich in ihrer Box nicht wohl?
So fing es damals an – damals als plötzlich alles anders wurde. Und ich habe lange gerätselt, gemeinsam mit meiner Tierärztin. Es folgten entsprechende Untersuchungen und viele Gespräche. Ich wollte doch wissen was mit meiner Jacky nicht stimmt. Diese ständige Unruhe und ihr seltsames Verhalten kannte ich nicht von ihr. Nach einigen Wochen und vielen Eingeständnissen war klar – meine Jacky, die für mich doch gefühlt noch so jung und agil war, leidet an Demenz.
Genau das habe ich mich auch gefragt und konnte es zuerst nicht glauben. Aber leider macht diese Erkrankung auch vor unseren Tieren nicht halt. Nicht nur Menschen und Hunde, sondern auch andere Tiere sind von dieser Erkrankung betroffen. Bei Hunden spricht man bei Demenz auch vom kognitiven Dysfunktionssyndrom.
Schnell war mir bewusst, dass das Anfangsstadium bei Jacky schon länger überschritten war. Natürlich habe ich vorher kleine Schusseligkeiten wahrgenommen, aber gleichzeitig die Tücken des Alterns verdrängt.
Kennst du das von dir vielleicht auch? Man möchte sich einfach nicht eingestehen, dass man an die Endlichkeit des Lebens erinnert wird?! Doch leider ist die Demenz ein weiterer Schritt in diese Richtung.
Mit der Zeit zeigten sich auch weitere Symptome. Die Unruhe beschränkte sich nicht mehr auf das Autofahren, sondern wurde auf die wildesten Tages- und Nachtzeiten ausgeweitet. Mal war sie da und mal war sie weg. Die Wohnung war ihr in manchen Situationen unbekannt und auch ihren Wassernapf hat sie häufiger nicht gefunden. Die Wand wurde angestarrt und Dinge angebellt, die nicht da waren. Gefressen hat sie manchmal nur aus der Hand. Es war keine leichte Situation für uns beide.
… denn erst als ich angefangen habe die Situation zu akzeptieren und anzunehmen, konnte ich meiner geliebten Hündin wieder gerecht werden. Natürlich bin ich auch vorher mit ihr Gassi gegangen und habe mit ihr geschmust und sie beschäftigt, aber mein Leben mit ihr war von Sorgen geprägt. Die Zeit mit ihr zu genießen ist mir fremd geworden – vor lauter Angst! Erst als ich mich meiner Angst gestellt habe und angefangen habe die Situation zu akzeptieren, ihre Demenz und ihr „Anders-Sein“ anzunehmen, waren wir wieder Eins. Eine Einheit ohne innerliche Distanz. (Nur um klarzustellen – die innerliche Distanz war nicht da, weil die Liebe zu ihr weniger geworden ist…nein…im Gegenteil. Die Distanz entwickelte sich daraus, dass ich nicht wusste wie ich mit ihr umgehen sollte.)
Aber nun war ich bereit mich dem zu widmen und die gemeinsame verbleibende Zeit mit ihr weiterhin unvergesslich zu gestalten – endlich. Schulmedizinisch wurde sie seit der Diagnose bereits behandelt. Doch ich wollte wirklich alle Möglichkeiten für sie ausschöpfen – alternative Therapiemethoden, das Anpassen des Tagesablaufs, die Beseitigung sämtlicher Gefahren in der Wohnung, etc. waren für mich ganz selbstverständlich. Weiterhin habe ich ihre Fütterung geändert und Jacky mit kleineren Aufgaben und Übungen gefordert. Denn, wer rastet, der rostet – das gilt auch für unsere Hunde.
Sicherlich fragst du dich was die Fütterung von Jacky mit ihrer Demenz zutun hatte…verständlich. Aber es gibt tatsächlich Faktoren in Bezug auf die Fütterung, die das Schreckgespenst „Demenz“ beeinflussen können.
Antioxidantien zum Beispiel gehören dazu. Sie binden freie Radikale und schützen somit die gesunden Zellen. Sie verlangsamen den Alterungsprozess. Sie helfen sogar zweifach – denn sie haben nicht nur eine positive Wirkung in Bezug auf die Demenz und verlangsamen das Fortschreiten dieser, sondern unterstützen auch das Immunsystem. Für Jacky war es mir also wichtig, dass sie möglichst gut mit natürlichen Antioxidantien versorgt wird. Vitamin A als Beta-Carotin, die Vitamine C und E z.B. enthalten in Möhren, Blattgrün, weiterem Obst und Gemüse sowie Nüssen standen neben ihrer normalen, hochwertigen Mahlzeit auf dem Speiseplan. Auch diverse Kräuter habe ich aufgrund ihrer durchblutungsfördernden Eigenschaften und als Radikalfänger in die Fütterung aufgenommen. Vitaminähnliche Substanzen, wie L-Carnitin und bestimmte Aminosäuren sind ebenso ein wichtiger Punkt in der Ernährung eines an Demenz erkrankten Hundes. Von Futtermitteln mit chemischen Zusatzstoffen und Bindemitteln sollte auf jeden Fall Abstand genommen werden.
Genieße die gemeinsame Zeit und unterstütze deine graue Fellnase so gut wie es geht. Es gibt viele Möglichkeiten die Phase der Demenz positiv zu gestalten.
Natürlich war die Demenz nicht weg und sie ist auch weiter fortgeschritten, aber gefühlt langsamer. Unsere Tierärztin war jedes Mal begeistert, wie gut Jacky und ich mit dieser Erkrankung zurechtkommen.
Sicherlich war es teilweise nicht einfach und ich würde lügen, wenn ich schreiben würde, dass ich mir gar keine Sorgen mehr um sie gemacht habe. Aber ich habe gelernt diese Sorgen nicht in den Vordergrund zu lassen.
Und was soll ich sagen – ich denke jeden Tag an mein kleines, charakterstarkes Mädchen. Natürlich waren die letzten Monate nicht die Einfachsten in unserem gemeinsamen Leben, aber ich weiß, dass ich besonders in dieser Zeit viel dazu beitragen konnte, dass wir noch eine wunderschöne gemeinsame Zeit miteinander hatten.
Nun bin ich froh, dass ich mein Wissen zum Thema „Demenz beim Hund“ bei meinen älteren Patienten einsetzen kann. Und ich erlebe es immer wieder, wie froh Frauchen und Herrchen sind, dass sie in der Situation noch etwas für ihre graue Schnauze tun können. Sicherlich ist es auch meine Aufgabe ein Bewusstsein dafür zu schaffen, dass die Wirkung eines jeden Mittels irgendwann begrenzt ist und die Demenz nicht geheilt werden kann, aber gleichzeitig möchte ich auch vermitteln, dass wir in der Lage sind unseren Hund zu unterstützen und Lebensqualität zu schaffen.
Es ist eben ein Herzensthema für mich, in welches ich durch meine persönlichen Erfahrungen mit Jacky sowie innerhalb meiner Tierheilpraxis und entsprechende Weiterbildungen und Fachlektüre, hineingewachsen bin. Ich bin einfach froh darüber, dass ich Menschen zu diesem schwierigen Thema aufklären und beraten kann, um damit ihnen und ihren alten Fellnasen zu helfen.
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