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Doris Rämisch

Bienvenidos! Willkommen Hund

Ein Interview mit Doris Rämisch

Mittlerweile ist es keine Seltenheit mehr, dass ein Hund mit Frauchen oder/und Herrchen in die Praxis kommt, der ursprünglich von weiter herstammt. Die sogenannten „Auslandshunde“ werden von Organisationen nach Deutschland vermittelt, um ihnen hier die Chance auf ein besseres Leben zu geben. Meist kommen diese wunderbaren Geschöpfe jedoch nicht grundlos zum Tierheilpraktiker. Oft drückt an einer Stelle der Schuh, weshalb eine alternative Therapie neben der möglicherweise begonnenen Schulmedizin helfen soll. Dabei treten mittlerweile so einige Erkrankungen in den Vordergrund, zu denen manchen Behandlern, ganz gleich ob Tierheilpraktiker oder Tierarzt jedoch wesentliche Grundlagen und Erfahrungen fehlen: die sogenannten Mittelmeerkrankheiten. Dazu gehören Babiose, Ehrlichiose, Leishmaniose, Hepatozoonose und Borreliose, Dirofilariose / Herzwürmer.

Tierisches-Wissen ist dankbar auf Doris Rämisch gestoßen zu sein. Sie ist ausgebildete Ernährungsberaterin und lebt seit mehr als 8 Jahren dort, wo andere Urlaub machen, auf der Sonneninsel Mallorca. Zuvor in Dresden lebend hat sie ihre Koffer gepackt und sich in Palma de Mallorca den Traum eines kleinen Geschäfts erfüllt. Hier lebt und wirkt sie und möchte dies nicht mehr missen.

Schatten über der Sonneninsel

Doris lebt sozusagen an der „Quelle des Übels“, wenn man es so nennen darf. In ihrem Alltag erlebt sie Mittelmeerkrankheiten hautnah, die wie ein Schatten über der Sonneninsel Mallorca liegen. Mit der Erkrankung Leishmaniose wurde sie über ihre eigenen Vierbeiner konfrontiert, die Anstoß waren, dass sie sich umfassend sowohl mit der schulmedizinischen, als auch der alternativen Begleitung und der dazu passenden Ernährung auseinandergesetzt hat.

„Ich habe dadurch angefangen mich sehr intensiv mit dem Thema auseinanderzusetzen. Dazu kommen die vielen Patienten. Wir haben teilweise eine Quote von 40% betroffener Hunde allein mit Leishmaniose, dazu kommen noch alle anderen Krankheiten. Ich habe das Glück intensiv mit meiner Tierärztin und einem befreundeten Tierarzt arbeiten zu können und wir lernen von- und miteinander.“

Wie viele junge Mädchen träumte auch sie davon selbst Tierärztin zu werden, doch die Erfüllung klappte leider in der Schulzeit nicht, so dass sie sich für Soziologie als Studienfach entschied und darin einige Jahre tätig war. Doch der eigene kranke Hund, der unter Allergien litt, öffnete ihr damals noch in Dresden die Augen, dass ein wesentlicher Schwerpunkt zur Gesundheit der geliebten Hunde in der tiergerechten Ernährung steckt.

In ihrem Laden Ca Na Tess (übersetzt: Haus von Tess) in Palma de Mallorca verkauft sie nicht nur Futter und liebevoll ausgesuchtes Zubehör, wie Ausstattung sowie Spielzeug. Sie gibt außerdem Seminare und Kurzworkshops und bietet dem Besucher natürlich eine qualifizierte Beratung an.

„Die Idee entstand, als ich anfing, Seminare und Workshops zu geben, da es kaum möglich war, alle benötigten Produkte hier zu kaufen oder viele auch in Spanien gar nicht kaufbar waren.“

Sie ist mit diesem Konzept mehr oder weniger allein auf der Insel und auch auf dem spanischen Festland gibt es einen solchen Laden eher seltener zu finden. Vielleicht weil es noch immer große Lücken im Zusammenleben zwischen Mensch und Tier in Spanien gibt, wenn man das einmal mit Deutschland oder auch Österreich vergleicht. Allerdings, so Doris, gibt es auch in Spanien mittlerweile erste Veränderungen, insbesondere von jungen Leuten, die ihre Hunde, Katzen oder andere Tiere als Familienmitglieder betrachten.

„Das Thema Ernährung ist noch sehr jungfräulich und braucht noch viel Aufklärung, vor allem auch bei den Tierärzten. Natürlich spielen auch die Kosten eine Rolle. Bei den teilweise sehr geringen Löhnen, kann nicht jeder immer so, wie er gern möchte. Der Umgang mit Tieren ist schon ein anderer, aber das heißt nicht immer schlechter. Ich lebe in einem Dorf, meine mallorquinischen Nachbarn haben auch Hunde, diese leben nicht an der Kette und werden regelmäßig ausgeführt, leben aber das ganze Jahr draußen. Was bei den Temperaturen wirklich ohne Probleme möglich ist, auch meine Hunde, sind bis auf nachts, immer draußen und genießen das auch.“

Hund aus dem Süden

Über den Auslandstierschutz reisen unter anderem Hunde nach Deutschland und gelangen in Pflegestellen oder aber direkt in vermittelte Endplätze. Letzteres ist natürlich der Traum schlechthin! Doris steht dem Thema offen gegenüber, denn gerade innerhalb der Balearen gibt es viel zu viele Hunde, die gar nicht alle im Landesinneren vermittelt werden könnten und ihnen somit die Euthanasie droht, wenn sie nicht in gute Plätze ins Ausland geholt werden. Allerdings weiß sie auch von den Tieren, die in Deutschland im Tierheim oder in Pflegestellen sitzen und auf einen Traumendplatz warten.

„Adoptionen aus dem Ausland können davon Teil sein, sollten aber nicht die hauptsächliche Hilfe sein! Wichtig ist Hilfe vor Ort, wie Kastration, Aufklärung und Hilfe zur Selbsthilfe.“

 

Was nicht nur sie, sondern auch betroffene Tierheilpraktiker kritisch sehen ist die Unwissenheit und Unaufgeklärtheit vieler Menschen, die einen Hund aus Spanien betreuen, sei es vorübergehend oder als Endstelle. Viele Vereine klären nicht genügend über das Thema Mittelmeerkrankheiten auf oder, im schlimmsten Fall verharmlosen sie es sogar, wie die Leishmaniose. Schließlich müssen die Hunde vor ihrer Ausreise zwingend auf Leishmaniose getestet werden und bekommen danach entsprechende Papiere, um das Land überhaupt verlassen zu dürfen. Negativ getestet heißt jedoch nicht zwingend, dass der Hund nicht an einer Mittelmeerkrankheit erkranken kann!

„Mittelmeerkrankheiten haben teilweise lange Inkubationszeiten oder Kreuzreaktionen. Man muss sich immer im Klaren sein und dies auch so an die Interessenten oder Tierhalter kommunizieren, dass der Hund daran erkranken kann und wie dann reagiert werden muss. Zusätzlich wären Tierärzte in Nordeuropa wichtig, die wissen mit diesen Krankheiten umzugehen und auch zu behandeln. Für mich wäre eine Aufklärung aller Beteiligten, auch der Tierschutzorganisationen elementar und der erste Ansatzpunkt.“

 

Information ist gut, eigenes Wissen dazu aneignen jedoch noch viel besser. Aus diesem Grund möchte Tierisches-Wissen an alle Hundehalter sowie an Therapeuten von Auslandshunden appellieren, sich zum Thema Mittelmeerkrankheiten weiterzubilden. Bestensfalls geschieht das noch bevor der Hund einzieht, um vorbereitet zu sein.

Ein Interview mit Doris Rämisch

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