Die ONLINE SCHULE für Menschen mit Tieren seit 2013
Doris Rämisch
Heutzutage treffen wir auf den Hundewiesen oder beim Spaziergang immer mehr Tierschutz-Hunde aus Spanien, Griechenland, der Türkei oder Portugal. Diese Hunde werden meist in ihren Herkunftsländern gerettet und kommen aus sogenannten Tötungsstationen. In einigen europäischen Ländern werden die Tiere (egal ob Hund, Katze oder Pferd) nur 2-3 Wochen in der Auffangstation belassen und dann getötet. Oft lebt mehr als ein Tier im Zwinger und die Umstände lassen einen erschaudern. Deswegen haben sich private Organisationen zur Aufgabe gemacht, diese Tiere zu vermitteln oder über Pflegestellen ins Ausland zu bringen. Nicht immer klappt das reibungslos und bringt verschiedene Probleme mit sich. Immer wieder hört man von entlaufenen Hunden, die sich nicht mehr einfangen lassen und auch in Deutschland verwildern.
Es gibt sehr verschiedene Meinungen zum Thema Hunde aus dem Süden, nicht immer positiv. Jede Seite hat ihre Argumente. Ob diese immer richtig oder ethisch vertretbar sind, ist fraglich. Gegner der Importe von Hunden geben immer wieder an, dass diese Hunde Krankheiten einschleppen und die Hunde vor Ort gefährden können. Nun, wenn man sich dieses Thema näher anschaut, ist es eher so, dass die Klimaerwärmung und ihre Folgen die Hunde in Mitteleuropa mit den sogenannten Mittelmeerkrankheiten gefährdet. Die Sandmücke (Überträger der Leishmaniose) wurde nachweislich in einigen Regionen Deutschlands gefunden. Es gibt leider mittlerweile Fälle von Leishmaniose-Infektionen in Mitteleuropa, wo die betroffenen Tiere niemals im Ausland waren oder die Elterntiere mit Leishmaniose infiziert sind. Auch die Vektoren (Überträger) anderer Krankheiten breiten sich aufgrund der klimatischen Veränderungen in Europa aus und können Hunde und Katzen in Mitteleuropa infizieren. Die meisten dieser Krankheiten sind nicht von Tier zu Tier oder zu Mensch übertragbar und dadurch sind wir und unsere Haustiere dadurch nicht gefährdet. Dies heißt auch, dass zu einem gesunden Hund ohne weiteres ein „krankes“ Tier kommen kann. Panikmache von einigen Trainern, Tierärzten oder Wissenschaftlern bringen niemandem etwas und sind auch nicht korrekt. Wichtig sind die Aufklärung und der Schutz der Tiere. Dies sollte vor allem Aufgabe der Tierschutzorganisationen sein, die diese Tiere nach Nord- und Mitteleuropa bringen. Und es sollte für jeden Tierarzt ein wichtiger Punkt sein, sich mit diesen Krankheiten auseinander zu setzen. Wir selbst müssen an der eigentlichen Ursache arbeiten: dem Klimawandel!
Unsere Tierheime sind voll und dennoch werden Hunde aus dem Ausland nach Deutschland gebracht, dass macht doch keinen Sinn? Jedes Tier verdient ein liebevolles zu Hause, nicht jedem ist das vergönnt. Auch in Deutschland werden Tiere misshandelt, vernachlässigt und vegetieren vor sich hin. Aber: dies sind Einzelfälle. Selbst in einem deutschen Tierheim, geht es den Tieren meist besser, als in den Auffangstationen der südlichen Länder. (Es gibt natürlich auch Tierheime in Südeuropa die anderen Standards entsprechen). In Spanien zum Beispiel werden regelmäßig nach dem Ende der Jagdsaison Tiere getötet, ausgesetzt oder einfach komplett vernachlässigt. Diese Hunde finden meist kein zu Hause in ihren Herkunftsländern und es kann eine Option sein, für diese Hunde schöne Heime im Ausland zu finden.
Wollen diese Tiere überhaupt in einer Stadt und in einer Wohnung leben? Es gibt Hunde, vor allem ehemalige Straßenhunde, die fühlen sich wohler, wenn sie frei und unbestimmt leben könnten. Aber es gibt auch Hunde, die fühlen sich auf dem Sofa sehr wohl und kommen mit einem Leben in einer Großstadt wunderbar zurecht. Dies sollte immer beachtet werden und nicht immer tut man einem ehemaligen Jagdhund einen Gefallen, ihn in einer kleinen Wohnung „einzusperren“ und hier stellt sich die Frage: Besser so als tot? Dies kann schlussendlich nur jeder für sich und für jeden Hund im Einzelnen entschieden werden.
Ich meine, der Ansatz sollte schon viel früher beginnen: Aufklärung in den südlichen Ländern, Veränderung der Tierschutzgesetze vor Ort, Kastration der Populationen. Es gibt Studien, die aufzeigen, dass es viel effektiver ist, Straßenhunde zu kastrieren und vor Ort zu versorgen, als sie einzufangen. Der leere Platz wird schnell wiederbesetzt und die Population kann kaum reduziert werden. Wenn die vorhandenen Tiere aber kastriert werden und an Ort und Stelle bleiben, bleibt die Population stabil und es kommen seltener neue Tiere dazu. Dies müsste natürlich von den Gemeinden und den Menschen akzeptiert und toleriert werden. Und da ist das Problem: immer noch gibt es Regionen, wo die Straßenhunde und -katzen einfach getötet und brutal umgebracht werden.
Prinzipiell kann die Adoption eines Südländers eine wunderbare Erfahrung sein und uns die Augen für diese besonderen Hunde öffnen. Wichtig ist eine gute und professionell arbeitende Tierschutzorganisation und Aufklärung, nicht nur über Krankheiten, sondern auch über die verschiedenen Rassen und Probleme, die Hunde aus dem Tierschutz bringen können. Aber noch wichtiger ist die Arbeit vor Ort, Aufklärung und Hilfestellung.
Du möchtest mit Doris zusammenarbeiten? Dann nimm mit ihr Kontakt auf:
copyright | Urheberrechtshinweis:
Dieser Artikel ist urheberrechtlich geschützt. Das Urheberrecht gilt, soweit nicht ausdrücklich anders gekennzeichnet, beim Autor / bei den Autoren. Bitte frage bei Tierisches-Wissen an, falls du die Inhalte verwenden möchtest. Das Teilen des Links zum Blogartikel ist selbstverständlich mit Angabe des Urhebers bzw. der Urheber erlaubt.
© Sonja Tschöpe – Tierisches-Wissen 2013-2024